Hilfe für junge Ohren 

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Im afrikanischen Land Tschad haben Kinder mit Hörverlust meistens keinen Zugang zu audiologischer Versorgung und damit kaum eine Chance auf Bildung. Der Mangel an Fachkräften und an Hörgeräten verstärkt dieses Problem. Die Hear the World Foundation unterstützt die Schweizer Organisation Écoute-moi!, die sich dafür einsetzt, diesen Kindern ein Leben ohne Einschränkungen zu ermöglichen – durch audiologische Versorgung und die Ausbildung lokaler Fachkräfte. 

Das Leben im Tschad ist für viele Menschen hart: Viele leben in absoluter Armut ohne Perspektiven. Extreme Wetterbedingungen – von grosser Hitze bis hin zu heftigen Regenfällen – bedrohen zusätzlich ihre Existenz. In der Hauptstadt N’Djamena gibt es nur wenige Ärzte, und audiologische Versorgung ist kaum vorhanden. Dadurch wird Hörverlust bei Kindern oft zu spät erkannt und bleibt unbehandelt. Die Folgen sind schwerwiegend: Die Kinder lernen nicht richtig sprechen, können keine reguläre Schule besuchen und sind häufig sozial isoliert. 

Hier setzt die Schweizer Organisation Écoute-moi! an: Ihr Ziel ist es, Kindern mit Hörverlust im Tschad eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Seit 2019 arbeitet das Team aus der Schweiz mit einem lokalen Komitee und der Schule für Kinder mit Hörverlust (EETS) in N’Djamena zusammen. Von Anfang an begleitet die Hear the World Foundation das Projekt – mit finanzieller Unterstützung, Hörgeräten und audiologischer Ausstattung.  

1 / 4 Grace erhält ihre neuen Hörgeräte angepasst.
2 / 4 Das Écoute-moi!-Team, Denise und Fulbert, übt das Anfertigen von Ohrabdrücken.
3 / 4 Mit spielerischer Audiometrie wird das Gehör eines jungen Jungen getestet.
4 / 4 Das Team erhält eine umfassende Schulung.

Hörgeräteanpassung in extremer Hitze 

Dank der Unterstützung der Hear the World Foundation konnte das Team von Écoute-moi! im März 2020 nach N’Djamena, der Hauptstadt des Tschad, reisen. Dort passten sie erstmals moderne und langlebige Hörgeräte für die ersten 70 Schulkinder der EETS an. 

Die Bedingungen waren herausfordernd: Die extreme Hitze erschwerte die Arbeit nicht nur für das Team, sondern auch für das Material. Bei Temperaturen von rund 41 Grad härteten sowohl das Silikon als auch das Acryl für die Ohrabformungen innerhalb weniger Sekunden aus. Doch das erfahrene Team fand eine Lösung – und schenkte 30 Kindern das grösste Geschenk ihres Lebens – die Möglichkeit zu hören. 

Besonders berührt war das Team von der Geschichte der 16-jährigen Grace. Unter Tränen erzählte sie von ihrem Hörverlust, der vor zwei Jahren begann und ihr mehrfach während ihrer Abschlussprüfungen Probleme bereitete. Schliesslich blieb ihr keine andere Wahl, als auf eine Gehörlosenschule zu wechseln. Umso unvorstellbarer war ihre Freude, als das Écoute-moi! Team ihr die neuen Hörgeräte anpasste. 

Nachhaltige Unterstützung: Bildung und Prävention 

Wie in vielen afrikanischen Ländern kommt Hörverlust im Tschad häufiger vor als in Europa. Oft sind unbehandelte Ohrinfektionen die Ursache, aber auch falsch dosierte Malaria-Medikamente oder Fremdkörper im Ohr können das Gehör schädigen. Nur wenn Hörverlust früh erkannt und behandelt wird, können betroffene Kinder sprechen lernen. 

Ein zentraler Bestandteil des Projekts ist daher der nachhaltige Aufbau audiologischer Versorgung im Land. Lokale Fachkräfte sollen künftig eigenständig Hörtests durchführen und Hörgeräte anpassen können – ohne auf externe Unterstützung angewiesen zu sein. Mit diesem Ziel bildete Écoute-moi! zwei lokale Techniker, Fulbert und Denise, in audiologischer Versorgung aus. Damit erreichten sie einen Meilenstein: Die beiden sind die ersten Hörgeräteakustiker des Landes. 

Diese Strategie zahlte sich während der Corona-Pandemie besonders aus. Da das Team von Écoute-moi! nach März 2020 nicht mehr in den Tschad reisen konnte, konnte die Arbeit vor Ort dennoch weitergehen – dank der beiden lokalen Fachkräfte. 

Langfristig soll das Projekt wachsen: Hörscreenings und Hörgeräteanpassungen an weiteren Schulen sind geplant. Écoute-moi! will langfristig ganz N’Djamena und später den gesamten Tschad mit Hörgeräten versorgen.