Neue Hoffung für Phuong 

Alle News

Projektpartner 

Phuong, ein dreieinhalbjähriges Mädchen aus Vietnam, wurde mit schwerem Hörverlust geboren. Ihre Eltern konnten sich ein Cochlea-Implantat nicht leisten, bis ein gemeinsames Programm der Global Foundation For Children With Hearing Loss und der Hear the World Foundation ihnen neue Hoffnung gab. 

Kurz nach ihrer Geburt bemerkten Phuongs Eltern, dass etwas nicht stimmte. Sie reagierte nicht, wenn man ihren Namen rief, und selbst der laute Monsunregen löste keine Reaktion aus. Als Phuong ein Jahr alt ist, bestätigt ein Arzt in einem vietnamesischen Krankenhaus die Befürchtung der Eltern: Das Kind hat eine schwere Hörschädigung. 

Phuongs Mutter, Mai, hatte diese Diagnose bereits bei ihrer älteren Tochter erhalten, die ebenfalls Hörprobleme hat und ein Hörgerät trägt. Die Kosten für das Hörgerät waren eine erhebliche finanzielle Belastung für die Familie, da es in Vietnam keine staatliche Krankenversicherung gibt. Das Hörgerät war nur durch die Unterstützung von Freunden, Verwandten und Spenden möglich. Die Nachricht, dass auch Phuong Hilfe benötigte, versetzte ihre Mutter in Verzweiflung. „Ich war traurig und schockiert“, sagt sie. 

Zweieinhalb Jahre später hat sich ihr Leben zum Positiven gewendet. Es ist früher Morgen in Ho-Chi-Minh-Stadt im Süden Vietnams. Phuong schiebt einen bunten Spielzeugeinkaufswagen durch das Wartezimmer. Sie hat einen wichtigen Termin: Im örtlichen Sonova Hörzentrum wird eine Audiologin das Cochlea-Implantat aktivieren, das Phuong vor wenigen Wochen im Rahmen einer Operation eingesetzt bekommen hat. Damit wird das Mädchen künftig klar hören können. 

Die Technologie, die Signale an den Hörnerv sendet, die das Gehirn als Geräusche erkennt, war für Phuongs Familie bisher unerreichbar. Ihre Mutter arbeitet in einer Textilfabrik, der Vater ist Bauarbeiter. Beide sind Mitte 30, und ihr gemeinsames Einkommen ist durchschnittlich für Vietnam – zu wenig für solche hohen Ausgaben. Ein Cochlea-Implantat-System hätte etwa zweieinhalb Jahreseinkommen gekostet – für Phuongs Eltern unerschwinglich. 

1 / 3
2 / 3
3 / 3

Die Familie wandte sich an ein Frühförderzentrum für hörgeschädigte Kinder, das von einer katholischen Nonne und ihrem Konvent gegründet wurde. Auch Phuongs ältere Schwester besucht diese Schule. Die Schulleiterin, Schwester Thuy, gründete das Zentrum nach mehreren Jahren Schulung durch die Global Foundation For Children With Hearing Loss. 

Schwester Thuy half dabei, finanzielle Unterstützung für Hörgeräte für Phuongs Hörgeräte zu organisieren. Nach der Versorgung mit Hörgeräten erhielt Phuong Sprachtherapie von den vietnamesischen Lehrerinnen des Zentrums und machte erste Fortschritte. Sie lernte, viele Wörter deutlich auszusprechen. Doch die fortschreitende Hörverschlechterung erschwerte ihr das Verstehen zunehmend. Das Hörgerät half immer weniger, und Phuongs Mutter sorgte sich zunehmend: „Ich fragte mich, ob sie jemals selbstständig leben könnte und wer sich um sie kümmert, wenn wir alt sind.“ 

Phuongs Schulleiterin sah eine Lösung: Sie erzählte der Familie von dem neuen Programm der Global Foundation For Children With Hearing Loss und der Hear the World Foundation. Dieses spendet Cochlea-Implantate und übernimmt die Operationskosten für bedürftige Kinder. Phuongs Mutter füllte den Antrag für ihre Tochter aus – und erhielt schon bald eine positive Rückmeldung. „Das war ein Geschenk Gottes“, sagt sie. 

Ärzte überprüften Phuongs Gesundheitszustand und gaben grünes Licht für die Operation. Mit rasiertem Kopf und dem Implantat unter der Schädeldecke wurde sie operiert. Drei Tage blieb sie zur Nachsorge im Spital, dann konnte sie nach Hause – voller Hoffnung auf den Tag der Aktivierung des Systems. 

Am Tag der Aktivierung wirkt Phuong fröhlich. Sie flitzt durch das Hörzentrum, als wäre es ihr Spielplatz. In der Audiologin-Praxis weckt eine Plastikente ihr Interesse. Während sie damit spielt, prüft die Spezialistin per Software, ob das Cochlea-Implantat-System richtig funktioniert. Dann reicht ein einfacher Mausklick – der Sprachprozessor wird aktiviert und sendet die ersten Signale an Phuongs Gehirn. Das Mädchen reagiert zunächst nur mit einer kurzen Kopfbewegung. Das System ist noch auf niedriger Lautstärke eingestellt, damit sie sich langsam daran gewöhnt. Die Audiologin spielt Töne aus verschiedenen Richtungen ab. Als ein Rasselgeräusch von links kommt, dreht Phuong sofort den Kopf – das System funktioniert, Phuong reagiert. 

Phuong geht zum Fenster neben dem Aufzug und blickt vom zehnten Stock auf das geschäftige Treiben der Grossstadt. Sie scheint es zu ahnen: Dort unten wartet eine neue Welt auf sie.